125 Jahre Cäcilia Wolkenburg "Zillche"
 

Die Musik

zu den Divertissementchen bildet ein besonderes Kapitel. Es könnte das Motto tragen: "Den Text nur hab ich selbst gemacht, die Musik ist gestohlen." Denn es ist ein Charakteristikum der Cäcilia Wolkenburg-Musik, daß sie eigentlich gar keines hat: Es ist größtenteils keine eigens komponierte, sondern eine schon von anderswoher bekannte Musik. Das können Opernarien sein, aber auch Karnevalslieder und Schlager; sie kann aus der "Egmont"-Ouvertüre stammen oder unter dem Titel "Humba, humba täterä" zum Ohrwurm geworden sein. Dem Komponisten, den man also in erster Linie fein einen Arrangeur, unfein einen Dieb nennen könnte - was natürlich nicht ausschließt, daß er auch eigene Musiknummem beisteuert - ist demnach die Aufgabe gestellt, die jeweils zum Inhalt des Stückes und zum Text "passenden" Musiken zu finden und möglichst kunstvoll miteinander zu verknüpfen, wobei das Moment des Kontrasts oder der Überraschung besondere Bedeutung hat. Er übernimmt die Zitate im Original, was nicht heißt, daß er nicht durch geistreiche Zutaten das jeweilige Thema und dessen Klangbild so verändern kann, daß die Absicht des musikalischen Spaßes erkennbar wird. Als Stilmittel benutzt er hierfür zum Beispiel eine verfremdete Instrumentation und Harmonik, Varianten des melodischen Ablaufs und einen veränderten Rhythmus.Szenenbild der diesjährigen Inszenierung

Für den Zuschauer liegt das spezielle Vergnügen darin, den in Anspielungen und Verknüpfungen deutlich werdenden musikalischen Witz zu erkennen. Er braucht dazu keine detaillierte musikwissenschaftliche Analyse anzustellen wie zum Beispiel: "Nach zwei Takten der Melodie Schlösser, die im Monde liegen'(Lincke) überraschender Wechsel zum musikalischen Leitgedanken mittels eines bitonalen Akkordes (E-Dur und Ais-Dur) mit hochalterierter Terz (cisis). Das Leitthema (Des-Dur) wird durch den gleichen bitonalen Akkord unterbrochen ..." Und so weiter. Es genügt, wenn der Zuschauer die Melodien erkennt und den Witz versteht.

Über die ersten Divertissementchen-Musiken und -Komponisten ist wenig bekannt. Da es sich bei diesen Stücken meistens um Opernparodien handelte, lag es nahe, daß sie vor allem aus den persiflierten Werken ihre musikalische Substanz bezogen. Nach dem schon genannten Hermann Kipper kamen auch andere um das Divertissementchen bemühte Musiker immer aus dem Kreis des KMGV, wie Josef Schwartz, Josef Schneider, Paul Mania, Alfons Davidts oder Oswald Gilles. Ältere Kölner werden sich noch an den besonders begabten "Dilettanten" Dr. Josef Boden erinnern. Boden, von Beruf Arzt, schrieb, arrangierte die Musik zu mehr als einem Dutzend Divertissementchen, deren Texte fast immer von Otto Thissen stammten. Diese beiden Autoren waren es hauptsächlich, die dem Divertissementchen seine heute noch gültige Form gaben, indem sie aus dem Sketch, der Humoreske, der Parodie die Gattung des großen, heiteren Volksstückes entwickelten, das seine Stoffe gern Ereignissen der Kölner Geschichte entnahm. Thissen und Boden waren auch die Verfasser des Divertissementchen "De Kölsche vör Thurant" (erstmals 1932), des zugkräftigsten Stückes der dreißiger Jahre. In der Ouvertüre finden wir - als ein Beispiel für die typische Mixtur aus den verschiedensten Stilsphären - mehrere Volkslieder, Operettenklänge von Robert Stolz, Franz Lehár und Paul Abraham, den Tonfilmschlager "Das gibt's nur einmal" von Richard Heymann sowie Opernmusik aus "Cavalleria rusticana" (Mascagni), "Lohengrin" und den "Meistersingern" (Wagner).

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