125 Jahre Cäcilia Wolkenburg "Zillche" |
Die Premiere Die Premiere
ist jener fatale Augenblick, wo das Theaterstück zum Ereignis wird. Noch bis zur letzten
Probe konnte an der Sache etwas geändert oder gerettet werden, es war noch immer ein
Werk, an dem gearbeitet wird, eine Welt im Entstehen, ein Stern, den das Chaos gebiert.
Die Premiere ist der verzweifelte Entschluß, die Sache endlich sich selbst zu
überlassen, mag was immer geschehen. Die Premiere ist jener fatale Augenblick, wo das Theaterstück zum Ereignis wird. Noch bis zur letzten Probe konnte an der Sache etwas geändert oder gerettet werden, es war noch immer ein Werk, an dem gearbeitet wird, eine Welt im Entstehen, ein Stern, den das Chaos gebiert. Die Premiere ist der verzweifelte Entschluß, die Sache endlich sich selbst zu überlassen, mag was immer geschehen. Es ist jener Augenblick, wo der Autor und der Regisseur die Sache endgültig in andere Hände legen, ohne daß sie noch einmal helfend eingreifen können. Weder der Autor noch der Regisseur erfahren je im Leben die Befriedigung, nun, sagen wir eines Tischlermeisters, der den fertiggestellten Tisch gebührend trocknen lassen kann, dann mit Kennermiene mit dem Daumen über die Kanten und Ritzen fährt, mit der flachen Hand über die Platte wischt, sie ein bißchen beklopft, die ganze Sache mal gründlich mustert und sagt: "Na, der ist richtig." Ach gäbe es doch nur eine Probe mehr! Bekanntlich haben die Premieren ihr ständiges Publikum. Es gibt Menschen, die überhaupt nur zu Premieren gehen. Man sagt, daß sie dies aus leidenschaftlicher Theaterbegeisterung tun oder aus Neugier oder aus Snobismus oder der Kleider wegen oder um ihrer Bekannten willen - ich weiß es nicht; aber ich glaube, daß sie aus einer unbewußten und widernatürlichen Grausamkeit dorthin gehen. Sie gehen hin, um sich wollüstig am Lampenfieber der Schauspieler zu weiden, an den Qualen des Autors und der Agonie des Regisseurs, sie sind da, um sich blutdürstig an der furchtbaren Situation auf der Bühne zu berauschen, wo jeden Augenblick etwas schiefgehen, irgendwas in die Quere kommen kann - und alles ist verloren. Nach der Premiere Nach der Premiere bleibt der Autor in völliger Ungewißheit, ob er auf der ganzen Linie durchgefallen ist oder ob er einen Bombenerfolg gehabt hat. Na schön, er ist hervorgerufen worden; aber vielleicht hat sich das Publikum nur einen Spaß gemacht, oder es hatte Mitleid mit ihm oder so ... Voll Angst und Mißtrauen prüft der Autor die Blicke und Worte seiner Bekannten. "Da haben Sie eine Freude, gelt?" "Vielleicht sollte man den dritten Akt kürzen." "Die Klara war einfach unmöglich." Der Autor schwankt im Dunkel der Unsicherheit: War's ein Erfolg oder nicht? Und am nächsten Morgen kauft er alle Zeitungen, um wenigstens aus den Stimmen der Kritik zu erfahren, wie die Sache eigentlich ausgefallen ist. Nun, er erfährt aus den Blättern folgendes: Daß sein Stück zwar irgendeine Handlung habe, aber jeder Kritiker erzählt eine andere. Daß sein Stück:
Daß die Regie:
Daß gespielt wurde:
Daß Klara:
Daß die Ausstattung:
Daß das Zusammenspiel:
Infolgedessen wird der Autor niemals erfahren, ob sein Stück wirklich Erfolg gehabt hat. Auch die Zahl der Reprisen beweist gar nichts, denn nach alten Theaterweissagungen gilt die Regel, daß ein Stück, das wenige Reprisen hat, unmöglich ist und durchfällt, erreicht es aber eine Menge Reprisen, dann deshalb, weil es Kitsch ist.
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