125 Jahre Cäcilia Wolkenburg "Zillche"
 

Von Lukretia bis Fidelio

Einer der frühen Vorläufer war die sogenannte Lukretia-Bude. Anfang des Jahres 1845 übte in Köln der Zirkus Wollschläger eine große Anziehungskraft aus, besonders durch seine dressierten Pferde und einen abgerichteten großen Elefanten. "De Loreley", 1889Die Karnevalsfreunde, fast ausschließlich dem KMGV angehörend, ließen nun auf dem Augustinerplatz eine Bretterbude nach Art jenes Zirkus mit einer Arena als Bühne und amphitheatralisch aufsteigenden Zuschauerplätzen errichten. Auch die Darbietungen ahmten in der Hauptsache eine Zirkusvorstellung nach. Mit an "Helpen" hängenden Pferdchen aus Pappdeckeln galoppierten die Herren Pütz, Sturm, Pfeiffer, Norrenberg und. Breuer, von Ph. Hoffmann kommandiert, durch die Manege, während A. Heimann und M. DuMont trotz ihrer Körperfülle die zartgebauten Geigenkünstlerinnen, die Geschwister Milanollo, parodierten, die soeben in Köln Furore gemacht hatten. Die Bretterbude wurde bald abgerissen. Statt dessen zogen die Karnevalisten nun in das ebenfalls am Augustinerplatz gelegene Kasino und später in den Gürzenich neben der St. Alban-Kirche.

Die veranstaltenden Gesellschaften nannten sich dann dementsprechend "Augustin Kasino" und "Albano Gürzenich".

Eine noch bedeutungsvollere Gesellschaft, sie trug anfangs den leicht anrüchigen Namen "Hämorrhoidaria", mit dem man wohl auf das Leiden eines ihrer Mitgründer anspielte, der aber, als man an die Öffentlichkeit ging "aus sanitätspolitischen Gründen" in das passendere "Humorrhoidaria" geändert wurde, trat 1851 auf den Plan. Ihr gehörten fast alle Mitglieder der vorher erwähnten Vereinigungen an. Hinzu traten unter anderem Hermann Kipper, Roderich Benedix und Fritz Hönig, Hermann Kipper, aus Koblenz zugezogen, war hier der spiritus rector. Er dichtete, komponierte, spielte oder dirigierte. Im Hauptberuf war Kipper Musiklehrer, am Apostelngymnasium unterrichtete er später den jungen Konrad Adenauer, der noch als Bundeskanzler amüsante Anekdoten über seinen einstigen Musiklehrer zu erzählen wußte. Auch gehörte Kipper lange Zeit als prominenter Musikkritiker der Redaktion der "Kölnischen Volkszeitung" an.

Die "Humorrhoidaria" veranstaltete ihre Aufführungen auf einer kleineren Bühne im Gartensaal der Weinwirtschaft "Zur ewigen Lampe" in der Komödienstraße. Später zog sie in den "Brabanter Hof" (Am Hof 20) um; für größere Aufführungen, die nicht nur zur Karnevalszeit stattfanden, wählte man auch das Stollwercksche Vaudeville-Theater in der Schildergasse. Hermann Kipper schrieb mit Vorliebe Opernparodien, so nach Bellinis"Norma" - der Komponist übernahm hier selbst die Hauptpartie - oder "Der Haifisch" nach Meyerbeers "Prophet". Andere Werke Kippers hatten so bombastische Titel wie "Der Freischütz oder Das große germanisch-teutonische Universal-Central-National Schützenfest", mit dem ein mißlungenes Kölner Schützenfest verspottet wurde"De Reichsdag zo Kölle", 1905 (die Gastgeber hatten schließlich die verheißenen Preise nicht bezahlen können). Inhalt dieser großen Oper in vier Tableaus: 1. Am Vorabend des Festes, 2. Auf dem Tummelplatz, 3. Die Wolfsschlucht, 4. Der Knalleffekt. Hermann Kippers Meisterwerk, 1862 erstmals aufgeführt, blieb die Zauberposse "Der Feensee", eine Parodie von Lortzings "Undine", verlegt nach Köln an den Laacher See. Dieses Stück ist in der Folgezeit noch häufig aufgeführt worden, zuletzt noch im Jahre 1922 durch die Cäcilia Wolkenburg, die es alsbald in ihr Repertoire aufgenommen hatte.

Aber auch mit der Gesellschaft "Humorrhoidaria" nahm es ein gar nicht so humoristisches Ende. Die Kriegszeiten in den sechziger Jahren sollen daran mit die Schuld getragen haben. Mit der Erwähnung einer Aufführung 1863 im Domhotel bricht die von Kipper geführte Chronik ab, und 1865 löste sich die Vereinigung auf. Die Mitglieder schlossen sich zum größten Teil einer 1862 neugegründeten Gesellschaft namens "Fidelio" an, die in die Fußstapfen ihrer Vorgängerinnen trat und sich wiederum hauptsächlich aus Mitgliedern des Kölner Männer-Gesang-Vereins zusammensetzte. Neben den Werken des offenbar unerschöpflichen Hermann Kipper scheinen hier, soweit wir wissen, denn das "Fidelio-Archiv" ist nicht erhalten geblieben, auch diejenigen des Johann Maria Farina eine größere Rolle gespielt zu haben. Dessen berühmtestes Divertissementchen nimmt die bekannte alte

Kölner Legende von der scheintoten Frau und ihrer Wiederauferstehung zum Inhalt und ist mit dem Titel "Richmodis von der Aducht und der Sängerkrieg auf dem Neumarkt" zugleich eine Parodie auf Richard Wagners "Tannhäuser", der 1853 zum ersten Male in Köln aufgeführt worden war.

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