125 Jahre Cäcilia Wolkenburg "Zillche"
 

Das "Zillche" und seine Ahnen
Über die Vererblichkeit des rheinischen Humors

Die hier verwendeten Bezeichnungen wie "Divertissementchen", "Cäcilia Wolkenburg" oder "Zillche" sind wohl jedem Kölner vertraut. Eine frühe "Fidelio" Aufführung der HumorrhoidariaSie gehören zur Stadt wie der Dom, der Karneval, das Kölnisch Wasser oder das Millowitsch-Theater. Für manche Nichtkölner (viele Zugewanderte, die man hier "Imis" nennt, kennen sich da auch schon bestens aus) gilt es aber dennoch, die Begriffe kurz zu erläutern: "Divertissementchen" sind eine ganz eigene Art von Musiktheater, der Operette oder mehr noch dem älteren Vaudeville verwandt, Theaterstücke mit Musik und Tanz, die meistens ein Ereignis aus der Stadtgeschichte auf komisch-parodistische Weise darstellen. Das Wort "Divertissementchen" (deutsch ausgesprochen) verweist eigentlich schon selbst auf ein solches stadthistorisches Ereignis, denn es geht auf das französische divertir, divertissement (unterhalten, belustigen, Unterhaltung, Belustigung) zurück, dem einfach die kölnische Verkleinerungsform angehängt wurde. Die Zeit der französischen Besetzung Kölns (1794 - 1814) hat hier also ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Diese belustigenden Theaterstücke haben nun vor allem zwei ganz typische Merkmale: Es wird darin ausschließlich im kölnischen Dialekt gesprochen und gesungen und, zweitens, werden sämtliche Rollen, auch die der Frauen, von Männern dargestellt - sogar die der Ballettänzerinnen. Bei allen handelt es sich, wohlgemerkt, um Laien.

"Cäcilia Wolkenburg" ("Zillche") heißt die Theaterabteilung, offiziell Bühnenspielgemeinschaft des 1842 gegründeten Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV). Dieser traditionelle Name der Bühnenspielgemeinschaft, die 1874 ihre ersten Vorstellungen gab, geht auf das damals soeben erworbene Vereinshaus "Wolkenburg" inmitten der Kölner Innenstadt zurück. Man fügte diesem Wort, wie es schon bei einigen Vorläufern der neuen Theatergruppe üblich gewesen war, den Namen eines nahegelegenen prominenten bild03.jpg (31489 Byte)Gebäudes hinzu, und das war in diesem Fall die romanische Cäcilienkirche (heute Schnütgen-Museum).

Auf so einfache Weise kam ein Name zustande, in dem sich eine in Köln über lange Zeit gewachsene Tradition widerspiegelt. Daß dem so ist, zeigt auch die notwendige festgefügte Organisation des ganzen Unternehmens mit ihrem regelmäßig wiederkehrenden Ritual von der Vorstellung eines neuen Stückes, das im nächsten Jahr gespielt werden soll, über die Besetzung und Einstudierung bis zu den Proben und Aufführungen. All dies macht ein solches Maß an Präzision erforderlich, daß man schon von Professionalisierung sprechen könnte. Wie man sich das im einzelnen vorzustellen hat, wurde zum Beispiel so beschrieben: "Zwei dutzendmal und öfter in der Saison, die im Kölner Karnevalskalender Session heißt, verwandeln sich gestandene Mitglieder des Kölner Männer-Gesang-Vereins, Handwerker und Wissenschaftler, Kaufleute und Beamte, Manager und Lehrer, Rentner und Studenten, in Akteure eines fröhlichen Singspiels. Monatelang haben sie sich vorbereitet, schon im Sommer hatten sie statt des entspannenden Krimis Rollenbücher mit an den Urlaubsstrand genommen. Sie sind mit ganzem Herzen dabei, wofür eine kleine Episode typisch ist. Ein Sänger und Zillchen-Akteur mußte einmal für eine Weile ins Krankenhaus. "Wie schön", sagte er, "da kann ich doch in aller Ruhe meine Rolle lernen" (Klaus Zöller). Wie bei den Autoren der Stücke, die oft auf eine schon längere Erfahrung mit der Dramaturgie dieser ganz originellen Art von Theater zurückgreifen können - in den vergangenen Jahrzehnten waren dies zum Beispiel Klaus Rohr, Gérard Schmidt oder Gerti Runkel, deren elftes Divertissementchen, "De Weltenbummler", vom Regisseur bühnenfertig ergänzt, noch 1993 posthum aufgeführt werden konnte, wie bei den Autoren also haben sich auch bei den Darstellern bestimmte Typen herausgebildet. Es gibt Stars und Chargen, solche die bevorzugt Frauen spielen, komische alte oder jugendliche Liebhaber, Darsteller, die manchmal schon ein gehöriges Maß an Routine in die Waagschale werfen können. Im übrigen ist der Zugang zur Mitwirkung für alle schauspielerischen Begabungen im Kölner Männer-Gesang-Verein offen: Talente sind immer gefragt und erhalten ihre Chance.

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