125 Jahre Cäcilia Wolkenburg "Zillche"
 

Cäcilias Ahnen

Wenn es wahr ist, daß sich in Köln fast alles auf die Römer zurückführen läßt, dann müßte diese Behauptung auch für das Theater, hier in seiner volkstümlichen Spielart, gelten. In der Tat entdeckte Klaus Rohr, lange Zeit Autor und Regisseur zahlreicher Aufführungen der Cäcilia Wolkenburg, die Ursprünge der heutigen Divertissementchen in der Römerzeit und ihren  "Marsilius Holzfahrt", 1885theatralisch-komischen Mimus-Aufführungen, den damaligen Gegenstücken zur erhabenstilisierten Tragödie. Daß es in Köln den Mimus wie in anderen römischen Städten gegeben hat, wissen wir aus einer Schrift des Salvian, Bischof von Marseille (um 450 n.Chr.), in der er gegen das Theater wettert, weil es zu allem Bösen verleite und die Leute vom Kirchgang abhalte. In Köln gäbe es in dieser Zeit zu seiner Freude den Mimus nicht mehr, aber alle wollten ihn wiederhaben, wenn es nur möglich wäre.

Während es sich bei den Darstellern des Mimus um Berufsschauspieler gehandelt hatte, übernahmen im Mittelalter Laien die Bühne. Es waren zum einen vor allem Angehörige von Handwerkerzünften, Gesellen zumeist. Sie liebten es, ihren Meistern und der hohen Obrigkeit den Narrenspiegel vorzuhalten, indem sie Fastnachtsspiele aufführten. In Städten mit Meistersingern, vor allem in Nürnberg, gelangten deren Fastnachtsspiele wie diejenigen von Hans Sachs zu Berühmtheit. Ein derartiges größeres Fastnachtsspiel ist aus Köln nicht bekannt geworden, schon weil es hier keine Meistersinger gab. Klaus Rohr verweist allerdings auf den offenbar engen Zusammenhang zwischen Sängerwesen und Laientheaterspiel, "denn als Köln in dem 1842 gegründeten KMGV seine "Meistersinger" endlich hatte, nahm das Divertissementchen als die spezifisch kölnische Form des Fastnachtsspieles einen beachtlichen Aufschwung und entwickelte sich in seiner heutigen Form." Doch wir greifen vor. Wenn also zum einen die Handwerker als Akteure heiterer Spiele genannt wurden, waren es zweitens auch die Schüler und Studenten, die Scholaren, die in Sälen und auf der Straße kleine Fastnachtsstücke aufführten und somit auch den weniger Gebildeten zugänglich machten. Die Tradition der sogenannten Handwerker-"Banden", die musizierend und spielend durch die Stadt Szenenbild der diesjährigen Aufführungzogen, hat sich in der Kölner Fastnacht lange gehalten. Der Bürgerschullehrer und Stadthistoriker Ernst Weyden berichtet über die Zeit am Anfang des 19. Jahrhunderts: "Aufsehen erregten die größeren Maskengesellschaften, die sogenannten Bände, Gesellschaften, welche auf der Straße und in den Häusern in dramatischen Vorstellungen die im Laufe des Jahres vorgekommenen Stadtlächerlichkeiten geißelten und gar oft so weit gingen, einzelne Persönlichkeiten porträtgenau zu kopieren. Ein berühmter Musaget dieser Stadt-Dramen war ein Herr Hoffmann, städtischer Beamter, dessen Laune und Humor ebenso originell wie unerschöpflich geschildert ward." (Aus "Köln am Rhein vor fünfzig Jahren".) Auch derlei Satiren und Sottisen haben, wenn sie auch nicht mehr unbedingt von seiten städtischer Beamter kommen, sondern eher gegen diese gerichtet sind, noch im heutigen Divertissementchen ihren Platz. Immerhin erlangte in späteren Jahren noch ein veritabler Beigeordneter der Stadt Köln, Dr.Georg Fuchs, erst als Darsteller, dann als einer der Hausdichter der Cäcilia Wolkenburg ziemliche Berühmtheit. Unter dem Pseudonym Georg Reineke schrieb er als Erstlingswerk "A bassa porta Paphia" ("Unge an der Paafepooz"), eine Oper mit Musik, Fakkelzug, Volksszenen und elektrischer Beleuchtung.

Im Jahre 1823, Köln war inzwischen preußisch geworden, erfuhr der hiesige Karneval eine vollständige Erneuerung im Geist der Romantik. Die Begründung des Rosenmontagszuges - Motto von 1823: "Thronbesteigung des Helden Karneval" - setzte auf ihre Weise die Tradition der alten "Banden" (oder "Bände") fort. Ebenso wurden die theatralischen Darbietungen in verschiedenen Formen weiter gepflegt.

Der Karneval verlagerte sich ins bürgerliche Milieu. Nun traten mehr und mehr die musikalischen und karnevalistischen "Kränzchen" in den Vordergrund. Der Jurist Karl Schorn hat in seinen Lebenserinnerungen (erschienen 1898) anschaulich über die "sogenannten Musikkränzchen in mehreren musikalischen Familien" berichtet, in denen hauptsächlich Einzel- und mehrstimmige Gesangs- sowie Klaviervorträge mit geselliger Unterhaltung abwechselten.

"De Loreley", 1884Die Anfänge des Divertissementchens im heutigen Sinne lassen sich bis zum Jahre 1839 zurückverfolgen. Damals hatte sich ein Kreis musikliebender junger Kölner zusammengefunden in der Absicht, während der Karnevalszeit in den Häusern befreundeter Familien musikalisch-dramatische Szenen in kölnischer Mundart vorzuführen. Die erste Vorstellung unter dem Titel "Die Opernprobe" fand am 12. Februar 1839 in mehreren Privathäusern statt, und zu den Mitwirkenden gehörte schon unter anderem Andreas Pütz, der spätere Mitgründer des Kölner Männer-Gesang-Vereins und der Cäcilia Wolkenburg.

Eine ähnliche Gruppierung, so wird berichtet, bildete sich im Hause des Landgerichtspräsidenten Haaß. Liest man die Namen ihr angehörender Mitglieder - wiederum Andreas Pütz, seine Söhne Johann und Theodor, Josef Ruland, Josef Bachem sowie Franz Weber - wird deutlich, daß dieses "Haaße-Kränzchen" durchaus als eine Keimzelle des bald darauf gegründeten Kölner Männer-Gesang-Vereins und seiner "fröhlichen Tochter" Cäcilia Wolkenburg anzusehen ist.

Der legitime "Vater" dieser Tochter, der Kölner Männer-Gesang-Verein, wurde am 27. April 1842 auf Initiative des damals 32jährigen Waisenhausverwalters Caspar Krahe und einigen seiner Freunde gegründet, die sogleich Franz Weber zu ihrem ersten Dirigenten auf Lebenszeit wählten. Es hatte bis dahin in Köln nur einen Männerchor gegeben, die "Liedertafel", die Weber zeitweise ebenfalls dirigierte.

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aktualisiert am: 30. Juni 1999 - Copyright für Design und Konzept: 1998 Computerzeit OHG
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