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GESCHICHTE
... und neues Leben blüht aus den Ruinen
Der 1.Weltkrieg und die sozialen Unruhen der Weimarer Republik waren schon
schlimm für die Bürger, aber doch nur eine Kleinigkeit gegen das, was den Deutschen, und
speziell den Kölnern, noch alles bevorstehen sollte. Der 2.Weltkrieg forderte auch von
der Brauerei REISSDORF seinen furchtbaren Tribut. Carl Reissdorf kam noch am letzten Tag
des Krieges ums Leben. Insgesamt wurde die Brauerei siebenmal von Bomben getroffen. Der
schlimmste Schlag war der große Angriff am 2.3.1945. Bei Kriegsende war die Brauerei
REISSDORF zu 90% zerstört, der Brauereiausschank an der Severinstraße dem Erdboden
gleichgemacht. Hermann-Josef Reissdorf kehrte am 15.6.1945 aus der Gefangenschaft nach
Köln in die Brauerei zurück und begann sofort mit dem Wiederaufbau. Mit Vater Friedrich
Reissdorf, Onkel Heinrich Reissdorf, Bruder Karl-Heinz (ab 1946) und einigen ehemaligen
Mitarbeitern wurde in der Brauerei mit einfachsten Mitteln, aber mit viel Organisationstalent der Braubetrieb wieder in Schwung
gebracht. Zuerst setzte man aus den eigenen, intakt gebliebenen Brunnen die allgemeine
Wasserversorgung für das gesamte Viertel in Betrieb. Elektrizität besorgte man mit
amerikanischer "Kabel-Hilfe" vom heutigem Umspannwerk in der Ohmstraße. Der
Gärkeller hatte den Krieg überlebt und Kessel und Pfanne wurden, trotz 21
MG-Durchschüssen, mit einfachsten, primitiven Mitteln wieder funktionsfähig gemacht.
Hopfen und Malz stammten aus Restbeständen unter den Trümmern, aus normaler Backhefe
wurde Brauhefe. Die lange unbenutzten Bierfässer wurden von Hand mit kaltem Wasser und
Rheinsand sauber gescheuert. Am 15.7.1945 wurde in der Brauerei REISSDORF der erste Sud
Bier nach dem Kriege in Köln gebraut. Es war ein Schankbier mit 6% Stammwürze. In
gesamten Kölner Stadtgebiet gab es zu dieser Zeit lediglich 50 Kneipen. Die Brauerei HEINRICH REISSDORF belieferte noch fünf.
Der normale Arbeitstag dauerte für alle in der Brauerei bis zu 16 Stunden und
Hermann-Josef Reissdorf schlief nachts während dieser Aufbauzeit in einem der wenigen
unzerstörten Räume in der Brauerei auf alten Hopfensäcken. Doch dieser Einsatz lohnte
die Mühe, wenn auch einige Rückschläge, wie Verhaftung und Hausarrest durch die
englischen Besatzer die Entwicklung zu behindern drohten. Mit Glück und Geschick wurden
diese Probleme überwunden. Ab August 1945 wurde dunkles süßes und helles Einfach-Bier
gebraut. Ab Mai 1946 füllte man das Bier schon wieder in Flaschen ab. Die
Vorwährungszeit bescherte den Kölnern allerdings ab Oktober 1946 auch einige
Bier-Kuriositäten. Bedingt durch den allgemeinen Rohstoffmangel und die
Zwangsbewirtschaftung der Siegermächte entstanden "Ersatz-Biere".
Diese hießen "Hopfenblümchen" oder
"Gerstenstroh", bei der Brauerei HEINRICH REISSDORF hieß diese
"Biermarke" "Colonia-Quell". So gelang es nach und nach, den
Braubetrieb mit brauchbarem Gerät wieder langsam in Gang zu setzen. Die Engländer
erlaubten während dieser Zeit keine Herstellung von Vollbier in ihrer Besatzungszone.
Diese Situation nutzten die Brauereien aus den anderen Zonen, um über die Bierverleger
ihre Produkte in unser Gebiet einsickern zu lassen. Den wenigen Kölner Brauern blieb da
nur der Rest. Durch politische Fakten wurden damals Märkte für die Zukunft verteilt.
Die eingeführte Währungsreform am 20.6.1948 beendete dieses
finstere Kapitel deutscher Wirtschafts-Vergangenheit. Eine neue, starke D-Mark war
Grundstein und Motor für eine weitere positive Entwicklung der Brauerei HEINRICH
REISSDORF.

Der Fuhrpark der Brauerei HEINRICH REISSDORF bestand im
Jahre 1950 aus vier LKW's |
1894 bis heute
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