In den sogenannten Gründerjahren um die
Jahrhundertwende schossen in Köln die Brauereien wie Pilze aus dem Boden. Allein in den
Jahren zwischen 1890 und 1910 wurden 33 neue Brau-Betriebe errichtet.
In diese Zeit fällt auch die Gründung der Brauerei
HEINRICH REISSDORF im Jahre 1894. Die meisten der damals in Köln gegründeten Brauereien
existieren heute nicht mehr. Der Gründer unseres Unternehmens, Heinrich Reissdorf,
entstammte einer alteingesessenen Landwirts-Familie, die ursprünglich als Halfen
(Pächter) Ländereien des Adels und der Kirche bewirtschaftet hatte. Durch die
Säkularisation unter Napoleon und eine nicht näher bekannte Unwetterkatastrophe mußte
sie die Landwirtschaft aufgeben und andere Berufe ausüben. Die Familie von Heinrich
Reissdorf war in Zieverich bei Paffendorf, heute Großgemeinde Bergheim, als Schmiede und
Wagenbauer ansässig. Der älteste Sohn übernahm immer, wie damals üblich, den Betrieb.
Heinrich, als zweiter Sohn kam, wie viele andere, in seiner Militärzeit nach Köln. Er
hatte das Schneiderhandwerk erlernt und die Meisterprüfung abgelegt. Heinrich Reissdorf
heiratete Gertrud Cremer, Tochter eines bekannten Kölner Herrenschneiders. Nachdem er
seine zwölfjährige Militärzeit absolviert hatte, ließ er sich in der Garnisons und
Festungsstadt Köln als Uniformschneider nieder. Dank seines ausgezeichneten Rufes brachte
er es mit den Jahren zu Ansehen und Wohlstand. Als Fünfzigjähriger gründete er am
4.9.1894 auf den inzwischen erworbenen Grundstücken Severinstraße 51 und An St.
Magdalenen 28, die OBERGÄRIGE BRAUEREI HEINRICH REISSDORF, Cöln. Unter der Bezeichnung
HRA 423/1 wurde der Betrieb ins Kölner Handelsregister eingetragen. Gemeinsam mit seiner
Frau Gertrud Reissdorf, geb. Cremer, leistete er die Aufbauarbeit der Brauerei HEINRICH
REISSDORF. Er starb am 25.2.1901 in Köln. Nach seinem Tode führte Gertrud Reissdorf die
Brauerei als Alleininhaberin bis zum Jahre 1908. Sie verstarb am 20.6.1908.
Der Fortbestand des Unternehmens war jedoch gesichert,
denn das Ehepaar Reissdorf hatte fünf Söhne, Johann Hubert (geb.1874), Heinrich
(geb.1876), Hermann (geb.1878), Friedrich (geb.1880) und Carl Reissdorf (geb.1883). Alle
waren in Köln geboren, doch ihre späteren Schicksale ließen sie ganz verschiedene Wege
gehen. Johann Hubert verstarb 1949 in Philadelphia/USA, Hermann wurde 1915 im 1.Weltkrieg
in Tahure in Frankreich vermißt und
Carl kam beim letzten Bombenangriff auf Köln am 2.3.1945 ums
Leben. Heinrich Reissdorf, der lange Jahre in der Brauerei tätig war, starb 1952 nachdem
er auf einer Reise in Heidelberg erkrankte, wurde aber in Köln beerdigt. Friedrich
Reissdorf starb nach einem langen, arbeitsamen Leben 1953 in seiner Vaterstadt Köln. Die
Söhne des Firmengründers: Heinrich, Hermann, Friedrich und Carl Reissdorf wandelten 1908
die Firma in eine OHG um.
Als man 1923 die Produktpalette um untergärige Biere, wie Pils,
Märzen und Export erweiterte, wurde die Obergärige Brauerei in BRAUEREI HEINRICH
REISSDORF - OHG umbenannt. Heinrich leitete den technischen Teil der Brauerei, Friedrich
und Carl Reissdorf teilten sich den Innen- und Außendienst. Im Kriegsjahr 1917, als die
Männer im Felde waren, leitete Katharina Reissdorf, Frau von Friedrich Reissdorf, die
Brauerei. Diese beiden hatten drei Söhne: Heinrich Reissdorf - er verunglückte 1936
tödlich in der Brauerei - und die im Jahre 1996 und 1997 verstorbenen Gesellschafter Hermann-Josef und Karl-Heinz
Reissdorf. Sie führten die Brauerei in die Zeit nach dem 2.Welkrieg. Als
Gesellschafter traten danach die vierte Generation, Ute Reissdorf, die Tochter von
Karl-Heinz Reissdorf, und Michael von Rieff, Stiefsohn von Hermann-Josef Reissdorf, die Nachfolge an.
Kontinuität und Sinn für das Notwendige sind die Tugenden, die es möglich machten, daß
die BRAUEREI HEINRICH REISSDORF ein über 100-jähriges Bestehen erleben kann.