Das Kölsch fließt ohne Unterlass

Denkmalgeschützter Dauertrinker: Das Reissdorf-Männchen
von Michael Fuchs



Wenn Italiener einen trinken gehen, sprechen sie von "alzare il gomito" - "den Ellbogen heben". Wie zutreffend diese Redensart ist, beweist die denkmalgeschütze Leuchtreklame der Brauerei Reissdorf am Rudolfplatz. Seit über 30 Jahren stemmt das Neonmännchen unermüdlich sein Kölschglas in die Höhe, und zwar im exakten Winkel von 90 Grad. Genüsslich lässt es den goldenen Gerstensaft in sich hineinlaufen, hält kurz zufrieden inne und wechselt dann in Sekundenschnelle das Geschlecht. Als "Er" präsentiert es sich in korrekter Abendkleidung mit Fliege, als "Sie" gibt es sich durch dezente Löckchen und Stöckelschuhe zu erkennen. Der Durst bleibt allerdings der gleiche. Sowohl Männlein als auch Weiblein leeren ihr Glas in einem Zug.

Wie viele Stangen Kölsch sich das trinkfeste Paar im Laufe der Jahrzehnte einverleibt haben dürfte, kann nur erahnt werden. Angesichts dieses beispiellosen Stehvermögens war es natürlich eine kleine Tragödie, als Kölns prominentesten Dauertrinkern vor zwei Jahren langsam, aber sicher die Luft, oder vielmehr: das Neon auszugehen drohte. Die Farben waren verblasst, und wegen eines Defekts in der Schaltung gerieten die Bewegungsabläufe gehörig durcheinander. Da half nur eine Generalüberholung. Dank neuer Elektroden und frischem Leuchtstoff erstrahlt Kölns einzige bewegliche Bierreklame nun wieder in altem Glanz. Wenn das Glas die Lippen berührt, schließen "Sie" und "Er" verträumt die Augen, während der Kölsch-Pegel langsam steigt.
Na, dann Prost!

 

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Kölner Morgen
21. Juni 2000


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