Für unsere Urahnen war der Gärungsprozeß
noch ein Rätsel, das Gelingen des Bieres blieb mehr oder weniger dem Zufall überlassen.
Heute gibt die moderne Technik dem Menschen die Möglichkeit, die Produktionsabläufe
präzise zu steuern. Das setzt voraus, daß der Brauer ein Meister seines Faches ist.
Es ist soweit:
Das Brauen kann
beginnen
In den charakteristischen
Kupferpfannen und -bottichen der traditionellen Brauerei (heute auch in Gefäßen aus
Edelstahl) wird aus Wasser, Malzschrot und Hopfen die Bierwürze gewonnen. Dazu wird im
Maischbottich, einem Mischgefäß, zunächst das Malzschrot mit Wasser vermischt.
Anschließend wird die so gewonnene Maische auf verschiedene Temperaturstufen erhitzt. Bei
diesem Vorgang verflüssigen sich die sonst schwer löslichen Bestandteile des
Malzschrots.
Durch Mälzen und Maischen
wird die unlösliche Stärke des Gerstenkorns freigelegt und durch die Enzyme in
vergärbaren Malzzucker umgewandelt.
Im Läuterbottich - er hat sozusagen
die Aufgabe, die "Spreu vom Weizen", sprich lösliche und unlösliche
Bestandteile, voneinander zu trennen - setzen sich die Treber (unlösliche Bestandteile)
auf dem Boden ab und bilden so einen Filter. Die Würze läuft durch. Von außen kann der
Braumeister an der Durchlaufkontrolle feststellen, ob sie "schön blank"
abläuft. Damit nichts von der wertvollen Würze in den Trebern zurück bleibt, wird die
Filterschicht mit dem Aufhacker mehrmals gelockert und mit heißem Wasser überbraust. Der
Rest, der noch immer viele wertvolle oder unlösliche Stoffe enthält, ist als
nährstoffreiches Viehfutter in der Landwirtschaft begehrt.
Hopfen und
Malz vereinen sich zur Bierwürze
Die Bierwürze läuft dann in die
Sudpfanne und wird dort unter Beigabe von Hopfen gekocht. Sie erhält durch die
Wasserverdampfung die gewünschte Konzentration, der Stammwürzegehalt wird festgelegt.
Das ist der Prozentanteil von gelösten und vergärbaren Stoffen - in erster Linie
Malzzucker und Eiweißstoffe. Damit der Stammwürzegehalt auch wirklich stimmt, wird er
vom Braumeister mit der Würzespindel laufend kontrolliert. Durch die Kochung werden die
Inhalts- und Aromastoffe des Hopfens freigesetzt und Eiweißstoffe, die der Stabilität
des Bieres abträglich sind, ausgefällt. ![Gärkeller](../images/brauerei/gaerung.jpg)
Vor der Gärung muß die Würze
jedoch noch geklärt und gekühlt werden. Im Whirlpool, einem stehenden zylindrischen
Tank, werden die beim Kochen ausgefällten Eiweißteilchen und Hopfenrückstände
ausgeschieden. Die heiße geläuterte Würze wird heutzutage in modernen energiesparenden
Wärmetauschern gekühlt. Inzwischen ist es weitgehend gelungen, die gesamten
Prozeßabläufe zu automatisieren, das bedeutet, den gesamten biochemischen Vorgang des
Brauens in ein Computerproqramm zu bringen. Dies heißt jedoch nicht, daß Technik den
Braumeister ersetzen kann.
Hefe läßt
die Bierwürze gären
Die gekühlte Würze fließt nun in
die Gärgefäße. Früher einmal waren das Holzbottiche, dann ausgekleidete Wannen,
schließlich Edelstahlgefäße. Das erst ermöglichte die mechanische und automatische
Reinigung. Bei untergäriger Hefe dauert die Gärung etwa acht Tage. Nach den ersten 24
Stunden bildet sich eine dicke Schaumschicht, die Kräusen. Ein natürlicher biologischer
Prozeß läuft ab: Malzzucker wird in Alkohol und Kohlensäure verwandelt. Voraussetzung
dafür ist, daß alle Hefezellen die absolut gleichen Eigenschaften haben. Die Brauhefe
wird deshalb in Reinzuchtanlagen aus einer einzigen Zelle bis zur benötigten Menge
gezüchtet. Durch die Umwandlung in Alkohol wird der Stammwürzegehalt - er liegt ja um
ein Drei- bis Vierfaches höher als der Alkoholgehalt - langsam abgebaut. So kann der
Braumeister genau kontrollieren, wie weit der Gärprozeß fortgeschritten ist.
Jungbier
muß in Ruhe reifen
Noch kann man das Bier allerdings
nicht genießen. Das "Jungbier" - so wird es in der Fachsprache jetzt bezeichnet
- muß erst noch mehrere Wochen nachgären und reifen. Das geschieht in Lagertanks.![Biertanks](../images/brauerei/biertank.jpg)
Dort reichert sich das Jungbier auf
natürliche Weise mit Kohlensäure an und reift bis zur geschmacklichen Vollendung aus.
Damit die Kohlensäure auch im Bier bleibt, erfolgt die Nachgärung unter Druck. Bevor das
Bier nun auf Fässer und Flaschen gefüllt wird, durchläuft es noch einen Filter. Dies
dient der Klärung, d. h. der "Verschönerung" des Bieres: Beim Durchlauf wird
es kristallklar - genauso wie es der Verbraucher liebt.